Die bayerische Landespolitik muss keine trockene Angelegenheit sein. Manchmal hat sie sogar viel mit dem Kabarett gemeinsam – diesen Beweis traten am Samstagabend in Vatersdorf drei Mitglieder der Bayernredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) an. Ihre Erfahrung: Wer einen Markus Söder oder einen Hubert Aiwanger journalistisch begleitet, kann sich über mangelnde Unterhaltung nicht beschweren. Lautstark und stimmungsvoll unterstützt wurde das SZ-Trio von der Unterbiberger Hofmusik. 160 Zuschauer waren dafür in den wunderschönen Innenhof der Leipfinger-Bader Ziegelwerke gekommen. Viele nutzten die Gelegenheit, vorher die Ausstellung „Zeitlang. Unbekanntes Bayern“ im Neuen Geschichtsboden zu besichtigen.
Katja Auer, Roman Deininger und Andreas Glas erzählten kuriose und lustige Geschichten aus dem Reporter-Nähkästchen, nahmen sich aber auch Zeit für ein paar ernste Gedanken. Auer schlüpfte zeitweilig sogar ins Dirndl, um zu demonstrieren, wie die CSU ihre Ministerinnen immer noch am liebsten sieht. Allerdings, so Auer, seien die christsozialen Frauen auch nicht besonders gut in der Selbstvermarktung: „Stellen Sie sich mal Melanie Huml vor, wie sie eine Frankenfahne hisst. Oder Landtagspräsidentin Ilse Aigner, wenn sie wie Kaiserin Sisi vor einem Schloss posieren würde.“ Solche Sperenzchen, vermutete Auer, wären den beiden wohl einfach zu blöd. Ihr Chef Markus Söder sei da eindeutig weniger zurückhaltend.
Deininger berichtete dem Publikum, dass man mit dem bayerischen Ministerpräsidenten gelegentlich auch über Dinge abseits der Politik reden kann: „Vor allem über Tennis oder Fußball. Wer die Meistermannschaft des 1. FC Nürnberg von 1968 auswendig kann, ist klar im Vorteil.“ Söder lasse es Journalisten auch wissen, was er von ihren Artikeln halte, so Deininger. „Wuchtig“, sei im Söder-Jargon das höchste Lob – und „übel“ die schärfste Kritik. Glas widmete sich dann Söders Vizeregierungschef Hubert Aiwanger. Dieser werde manchmal unterschätzt, so der SZ-Mann. Demnächst wird Glas dem Freie-Wähler-Chef bei Bundestagswahlterminen im Norden der Republik über die Schulter schauen. Ob der überzeugte Dialektfreund Aiwanger dort wohl einen Dolmetscher braucht?
Zwischendrin übernahm immer wieder die Unterbiberger Hofmusik das Kommando. Die Band aus dem Münchner Umland besteht im Kern aus dem Ehepaar Irene und Franz Himpsl sowie ihren Söhnen Xaver, Ludwig und Franz. Typisch bayerisch also? Ja und nein. In die heimische Volksmusik mischen sich bei den Unterbibergern exotische Klänge aus Mexiko oder der Türkei. Und am Ende durften die Zuschauer sogar mitsingen.
Fotos: Sebastian Beck